Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 9. April 2022
Poseidon, der Gott des Meeres
Die Mythologie der Antike war vielgestaltig und kompliziert. Vereinfacht kann man sagen, dass die zwölf bekannten olympischen Götter eine Nachfolgegeneration darstellen. Zuerst regierten Uranos und die Erdmutter Gaia. Ihre Nachkommen waren die Titanen, Zyklopen und Hekatoncheiren, Wesen mit 50 Köpfen und 100 Händen, man kann sagen, allesamt Ungeheuer. Gaia brachte Kronos, einen der Titanen, dazu, seinen Vater Uranos zu entmannen und selbst Herrscher der Welt zu werden. Er entspricht etwa dem römischen Gott Saturnus. Unter ihm begann ein goldenes Zeitalter. Er wurde der Gatte seiner Titanen-Schwester Rhea. Beide hatten sechs gemeinsame Kinder, doch aus Angst, von ihnen entmachtet zu werden, verschlang Kronos fünf von ihnen: Hestia, Hades, Demeter, Hera und Poseidon. Das sechste Kind, Zeus, konnte Rhea in einer Höhle verstecken. Sie überreichte Kronos an seiner Stelle einen in Windeln gewickelten Stein, den dieser verschlang.
Zeus wuchs heran, bis es ihm eines Tages gelang, Kronos zu besiegen. Dieser spuckte erst den Stein und dann die fünf Geschwister aus. Über den Verbleib von Kronos gibt es auch wieder Geschichten. Zeus stellte den Stein in der Kultstätte in Delphi aus. Die drei Götterbrüder Zeus, Hades und Poseidon (bei den Römern Neptun) teilten die Welt unter sich auf. Zeus bekam den Himmel, Hades die Unterwelt und Poseidon das Meer. Poseidon soll Zeus geholfen haben, Kronos und die Titanen zu besiegen. Sein Attribut war der Dreizack. Aus der Dreiteilung der Welt ergibt sich eine gewisse Ebenbürtigkeit der Brüder. Poseidon konnte, ebenso wie Zeus, Blitze schleudern, er konnte für Erd- und Seebeben sorgen. Ebenso wie Zeus zeugte er mit seiner Gattin und zahlreichen Geliebten viele Nachkommen. In der Sage des Trojanischen Krieges stand Poseidon auf der Seite der Griechen, während Zeus neutral war. Bekannt ist er auch als Gott, der dem Odysseus feindlich gesinnt war, weil dieser seinen Sohn, den Zyklopen Polyphem, geblendet hatte.
Mit seiner Gattin Amphitrite, einer Nereide (Seenymphe), mit der er in einem Glaspalast tief unten im Meer lebte, hatte er den Sohn Triton, einen Meeresgott, und die Töchter Rhode und Benthesikyme. Rhode wurde zur Namenspatronin der Insel Rhodos, sie war mit dem Sonnengott Helios verheiratet. Aus den Liebschaften des Poseidon gingen beispielsweise der Riese Orion und der Zyklop Polyphem hervor. Auch das Pferd Pegasus war ein Sohn des Poseidon. Überhaupt war das Pferd ein Geschenk und Attribut des Poseidon. Er fuhr auf einem Gespann von Hippokampen, Pferden mit Fischschwanz, durchs Meer.
Poseidon wurde auch abgelöst: er war vor Apollon Gott des Orakels von Delphi, und er war auch Schutzgott von Attika, ehe die Bewohner der Göttin Athene den Vorzug gaben. Ein berühmter Tempel des Poseidon befindet sich auf Cap Sounion. Man kann sich kaum einen passenderen Ort denken, an dem die Seeleute um den Schutz des Poseidon baten!
Der Sohn des Poseidon, Eumolpos, war ein thrakischer König, der nach Eleusis kam und dort Hohepriester der Demeter wurde. Auf ihn sollen die Eleusinischen Mysterien zurückgehen, in denen Demeter, eine Schwester des Poseidon und des Zeus, verehrt wurde. Mit der Entstehung des Kultes ist aber auch der dritte Bruder Hades verbunden, dem mein nächster Text gilt.
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