Samstag, 4. Januar 2025

Tiberius, der verhinderte Triumphator

Es begann schon, als Tiberius als 13jähriger am Triumph des Gaius Caesar oder Octavian, des zukünftigen Augustus, anlässlich seiner Erfolge teilnehmen durfte. Es war ein Dreifachtriumph für den Sieger der Bürgerkriege: für die Erfolge in Illyrien, für den Sieg in der Schlacht bei Aktion bzw. Actium und für den Sieg über Kleopatra. Vor dem Wagen des Triumphators ritt links Tiberius, rechts Marcellus, von dem angenommen wurde, dass Octavian/Augustus ihn zu seinem Nachfolger aufbauen wollte. Tiberius wurde der Öffentlichkeit präsentiert, aber er stand an zweiter Stelle. Es kann gut sein, dass ihm schon damals die Zurücksetzung bewusstwurde. Es sollte nicht die einzige bleiben.

Nachdem Tiberius als Militärtribun gedient und im Orient als 22jähriger seine erste diplomatische Mission erfüllt hatte, wurde er 16 v. Chr., im Alter von 26 Jahren, Statthalter in Gallien. Augustus hatte beschlossen, gegen das freie Germanien Krieg zu führen, und es kam zu den ersten Vorbereitungen. Im Jahr 15 v. Chr. unterwarfen Tiberius und sein Bruder Drusus die Alpenvölker – für Augustus. Drusus wurde zuerst von Norditalien aus in Marsch gesetzt; später stieß Tiberius von Gallien aus dazu. Im Verlauf des Jahres gelang den Brüdern, was Augustus gewünscht hatte. Den Ruhm erntete der Princeps allein.

In den Jahren 12 bis 9 v. Chr. führte Tiberius Krieg in Pannonien und Dalmatien. Er war in dieser Position Nachfolger des verstorbenen Agrippa. Er verwüstete dort viele Landesteile und nahm die Männer gefangen, um sie in die Sklaverei zu verkaufen. Für den ersten Feldzug sollte Tiberius mit einem Triumph geehrt werden, den der Senat vorschlug. Augustus aber war dagegen und Tiberius wurde nur mit den Triumphalabzeichen geehrt. Diese Tendenz setzte sich später fort, als nur noch der Kaiser selbst Triumphe feiern durfte.

Im Jahre 9 v. Chr., als Tiberius die Unterwerfung Pannoniens meldete, wurde er mit einem „kleinen“ Triumph geehrt; d.h. er zog nicht auf dem Triumphwagen in die Stadt ein, sondern zu Pferde. Er trug auch kein Triumphgewand, sondern die Toga, und statt des Lorbeerkranzes einen Kranz aus Myrthe. Es gab keine Trompetenmusik, sondern Flötentöne. Immerhin war das schon eine Steigerung. Im Herbst des gleichen Jahres verunglückte Drusus, der Bruder des Tiberius, während eines Germanienfeldzuges tödlich. Tiberius eilte auf schnellstem Wege zu ihm und traf ihn noch lebend an.

Er musste dann auch an Stelle von Drusus nach Germanien gehen, um dessen Feldzüge fortzuführen. Alle militärischen Unternehmungen von Tiberius in den Jahren 8 – 7 v. Chr. waren erfolgreich. Als Lohn für diese Erfolge wurde Tiberius im Jahr 7 v. Chr. ein richtiger Triumph gestattet. Außerdem wurde er, 35jährig, zum zweiten Mal Konsul und erhielt die tribunizische Gewalt und war damit schon faktisch Mitregent des Augustus.

Als er sich im nächsten Jahr entschloss, nach Rhodos zu gehen, muss das einiges Unverständnis hervorgerufen haben. Tiberius mag sich für sich selbst und seinen Sohn Drusus mehr erhofft haben. Aber die offiziellen Nachfolger des Augustus waren seine Adoptivsöhne Gaius und Lucius.

Am 26. Juni des Jahres 4 n.Chr. wurde Tiberius von Augustus adoptiert. Ab dem Jahr 6 n. Chr. war Tiberius unermüdlich im Dienst des Imperiums tätig. Er wurde dazu ausgewählt, die Annektion germanischer Gebiete weiter voranzutreiben. Das tat er ohne Hast und mit Bedachtsamkeit, und seine Bemühungen waren wieder von Erfolg gekrönt. Er drang bis zur Elbe vor – weiter wollte Rom nicht gehen. Nun waren als größeres Volk nur noch die Markomannen unbesiegt. Ein großes Heer wurde mobilisiert, um gegen deren König Marbod zu ziehen. Doch zu dieser Zeit brachen in Pannonien und Dalmatien Aufstände aus. Schnell wurde mit Marbod Frieden geschlossen, und Tiberius begab sich an den neuen Krisenherd. Der Pannonische Krieg, der vier Jahre andauerte, war einer der schwersten Roms. Die Stimmung unter den Soldaten war denkbar schlecht, und nun war es Tiberius, der sich vorbildlich um alle sorgte, seinen Privatwagen zum Transport der Kranken und Verwundeten zur Verfügung stellte, und ebenso war es mit seinen Ärzten, Köchen und anderem Personal. Er war ein beliebter und verantwortungsvoller Feldherr, und schließlich konnte er im Jahre 9 n. Chr. Vollzug dieses Krieges melden – die Gebiete waren unter Kontrolle. Aber im gleichen Jahr kam es zur Katastrophe in Germanien, als das römische Heer unter Varus vernichtend geschlagen wurde. Tiberius konnte seinen Triumph nicht antreten, sondern wurde sofort nach Germanien geschickt, um den Schaden zu begrenzen und die Germanen in die Schranken zu weisen. An weitere Eroberungen war erst einmal nicht zu denken.

Im Oktober des Jahres 12 n. Chr. konnte Tiberius endlich den wohlverdienten Triumph über Pannonien und Dalmatien feiern. Diesen Triumph, wo er von ganz Rom, dem Senat und auch Augustus gefeiert wurde, möchte ich mir noch konkret vorstellen. Es war womöglich der Höhepunkt in der Laufbahn des Tiberius. Denn ich bin mir nicht so sicher, ob er wirklich Princeps werden wollte.

Literatur:

Holger Sonnabend: Tiberius, Kaiser ohne Volk, Zabern-Verlag, 2021

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