Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 27. November 2021
Alpenvölker
Im Jahr 15 v. Chr. unterwarfen Tiberius und sein Bruder Drusus die Alpenvölker. Was für Völker waren das? Quelle dafür ist ein Siegesmonument, das Tropaeum Alpium, das sich in La Turbie in der Nähe von Monaco befindet und von dem noch Ruinen erhalten sind. Es werden 26 Völker bzw. Stämme erwähnt, von denen die Räter oder Rhäter die bekanntesten sind. Ihr Name ging dann auch in die Bezeichnung der römischen Provinz Raetia ein.
Ich finde das Thema faszinierend und habe auch einen privaten Bezug dazu. Mein (angeheirateter) Familienname ist rätoromanisch, also traditionell den Nachfahren des römischen Imperiums verbunden. Das Val Schons (eingedeutscht Schams) ist ein Tal in Graubünden, man kann sagen, mitten in Rätien. Und zufällig ist das eine Gegend, wo wir auch gern hinfahren: Der oder das Rätikon ist ein wunderschöner Gebirgszug. Ich bekenne, dort sind meine Lieblingsberge.
Ich meine aber nicht, dass Drusus mit seinem Heer durchs Drusator nach Norden gelangte, und er wird auch nicht die Drusenfluh bestiegen haben – dieser markante Berg verdankt seinen Namen einem Baum, der Alpenerle oder Druse. Dem militärischen Unternehmen wende ich mich in einem gesonderten Text zu.
Die Räter lebten in den mittleren Alpen, überwiegend auf dem Gebiet der heutigen Schweiz und Norditaliens. Es muss Verbindungen zu den Etruskern gegeben haben, denn eine sprachliche Verwandtschaft ist erwiesen. Sie benutzten Schriftzeichen, die dem Altgriechischen verwandt waren. Antike Quellen bezeichnen sie als Verwilderte, die sich nur noch eine ähnliche Sprache bewahrt hatten. Die Verwandtschaft des Rätoromanischen mit anderen romanischen Sprachen ist allerdings unübersehbar.
Trotz der zahlreichen Stämme waren die Alpentäler dünn besiedelt. (Auch das heutige Graubünden ist der am dünnsten besiedelte Kanton der Schweiz). Das muss die Menschen nicht daran gehindert haben, Römer und deren Bundesgenossen zu überfallen und dabei auch brutal vorzugehen, was Kaiser Augustus zum Angriff bewog.
Ein weiteres bedeutendes Alpenvolk waren die Vindeliker, eine keltische Stammesgruppe zwischen Bodensee und Inn. Das heutige Augsburg bekam den Namen Augusta Vindelicum (nach Augustus und den Vindelikern). Wahrscheinlich unter Kaiser Trajan wurde der Ort die „Provinzhauptstadt“ von Rätia. Es war zunächst Militärlager mit einem Lagerdorf an einem Kreuzungspunkt mehrerer Römerstraßen. Erst unter Hadrian wurde der Ort ein Municipium – keine Colonia! Und der Name war Aelia Augusta.
Tiberius und Drusus waren noch junge Männer, als sie sich in diesem Krieg bewährten. Und es waren nicht ihre ersten militärischen sowie diplomatischen Aufgaben! Davon werde ich demnächst berichten.
Literatur:
Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus, Zabern-Verlag 1986, ISBN:3-805 3-0886-8
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