Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 25. Dezember 2021
Alpenfeldzug der Römer 15 v. Chr.
Die Alpenvölker, voran die Räter und Vindeliker, müssen öfter in römisches Gebiet eingefallen sein. Deswegen entschloss sich Augustus im Jahr 15 v.Chr. zum Krieg. Im Jahr zuvor hatte er sich zusammen mit Tiberius in Gallien aufgehalten, um die Provinz neu zu ordnen und gewiss erste Kriegsvorbereitungen zu treffen. Von Gallien aus sollte dann auch eine Heeresabteilung in Marsch gesetzt werden.
Drusus, der jüngere Bruder des Tiberius, marschierte mit seinem Heer von Italien aus nach Norden und errang die ersten militärischen Erfolge im heutigen Südtirol. Dies waren dann auch die ersten Siegesmeldungen, die in Rom eintrafen. Tiberius rückte von Gallien aus vor bis zum Bodensee, schlug die dort ansässigen Vindeliker, wobei er sich einer Flotte bediente. Stützpunkt dieser Flotte war eine vom Geographen Strabon nicht näher beschriebene Insel. Die Insel Mainau war schon von Kelten besiedelt und es wird vermutet, dass sich der Flottenstützpunkt des Tiberius dort befand.
Es ist überliefert, dass Tiberius mit einer Heeresabteilung einen Tagesmarsch nach Norden unternahm, um die Quellen der Donau zu finden, was ihm auch gelang. Seine militärischen Operationen führten ihn und seine Soldaten jedoch nach Osten und Nordosten. Am 1. August besiegte er die Vindeliker in einem schweren Gefecht. Dies ist bei Horaz überliefert, der den Feldzug literarisch würdigte. Es wird vermutet, dass Tiberius und Drusus jeweils über zwei Legionen, d.h. je 10.000 Mann verfügten, außerdem über zahlreiche Hilfstruppen. Der Militärhistoriker Marcus Junkelmann geht insgesamt von 35-40.000 Mann aus.
Man kann diesen Alpenfeldzug einen Blitzkrieg nennen. Wer Widerstand leistete, fiel sofort der militärischen Übermacht zum Opfer. Die Römer drangen von Tal zu Tal vor und waren schnell erfolgreich. Diejenigen, die sich nicht wehrten, unterwarfen sich. Die Römer nahmen nur junge, kriegstaugliche Männer gefangen, um Aufstände zu verhindern, ließen aber genügend Einheimische im Gebiet zurück, damit die Länder nicht verödeten. Die Räter und Vindeliker waren endgültig besiegt und erhoben sich nie wieder.
Die „befriedeten“ Gebiete wurden zunächst von der Provinz Gallia Belgica aus verwaltet; später entstand die Provinz Rätia mit ihrem militärischen und administrativen Zentrum Augusta Videlicum (Augsburg).
Von den militärischen Operationen des Drusus gibt es keine archäologischen Zeugnisse. Von den Operationen des Tiberius sind Ruinen kleinerer Kastelle erhalten (Zürich, Basel und Windisch) sowie das etwas bedeutendere Kastell Dangstetten in Baden-Württemberg in der Nähe der Schweizer Grenze. Jenes Kastell wurde während des Alpenfeldzuges genutzt, konnte allerdings keine komplette Legion aufnehmen. Auch nach dem Jahr 15 v.Chr. war es noch eine Weile in Benutzung und wurde wahrscheinlich nach dem Tod des Drusus (9 v. Chr.) aufgegeben.
Propagandistisch wurde der Alpenfeldzug umfassend gewürdigt, erhöhte er doch den Ruhm des Augustus. Das Siegesmonument Tropaeum Alpium in La Turbie verherrlicht die Unterwerfung der Alpenvölker. Es wurden Münzen geprägt, auf denen Tiberius und Drusus abgebildet sind, die Augustus die Siegesbotschaft bringen. Der Dichter Horaz würdigte die Erfolge der beiden jungen Feldherren (Carmen IV, 4 und 14). Die Kommandanten, die unter Tiberius und Drusus dienten, versanken angesichts des Ruhmes der Stiefsöhne des Kaisers in Bedeutungslosigkeit. Dieser erste erfolgreiche Feldzug prägte die beiden jungen Männer und empfahl sie für militärische Laufbahnen.
Literatur:
Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus, Zabern-Verlag 1986, ISBN:3-805 3-0886-8
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