Samstag, 22. Januar 2022

Von Capri inspiriert: die Villa Tiberius in Dresden

Zwölf Villen soll Kaiser Tiberius auf der Insel Capri besessen haben. Die repräsentativste war die Villa Jovis – die „Jupiter-Villa“, die hoch auf den Klippen des heutigen Monte Tiberio thronte. Plinius der Ältere nannte sie die „Burg (arx) des Tiberius“. Ruinen der Villa Jovis sind bis heute erhalten.

Die ersten privaten Grabungen auf Capri fanden im 18. Jahrhundert statt. Im 19. Jahrhundert beschäftigte sich der sächsische Architekt Karl Friedrich Wilhelm Weichardt mit der Villa Jovis und fertigte die Rekonstruktion einer filigranen, romantischen Burg auf den Klippen an. Diese Rekonstruktion inspirierte ihn beim Bau seiner Villa in Dresden-Loschwitz, der Villa Tiberius.

Diese Villa ist ein außergewöhnliches, sehr schönes Bauwerk, aber sie hat den Charakter eines Privatwohnsitzes. Karl Weichardt hat darin einiges nachempfunden, was auch die Villa Jovis charakterisiert: die exponierte Lage, die den Bewohnern einen besonderen Ausblick gewährt, Exklusivität und Luxus. Die Villa Jovis auf Capri war sehr viel mehr: sie war Regierungspalast. Moderne Rekonstruktionen zeigen ein anderes Gesamtbild als das, was Karl Weichardt im Sinne hatte.

Dem Kaiser Tiberius hätte wohl auch die Villa in Loschwitz gefallen. Sein Wunsch nach Abgeschiedenheit und seine Furcht vor Anschlägen führten ihn nach Capri. Dort konnte er sich absondern und dennoch mit der Hauptstadt in Kontakt bleiben.

Ich finde es immer bewundernswert, wenn Menschen ihren Träumen und Sehnsüchten folgen und etwas davon in ihren Alltag mitnehmen. Karl Weichardt hat das Stadtbild von Dresden um etwas Einzigartiges bereichert. Ich mag es auch, dass es diesen Bezug auf Tiberius und auf Capri in meiner Heimatstadt gibt.

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