Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 18. Juni 2022
Apollon: Lichtbringer, Künstler, Heiler und Rächer
Apollon (röm. Apollo) war schon immer mein Lieblingsgott. Er zählt ebenso wie seine Zwillingsschwester Artemis zu den zwölf olympischen Göttern. Apollon war der schönste Gott, und so zeigen ihn viele Bildnisse, die überliefert sind, anmutig, mit langen Locken und manchmal einem Haarknoten.
Apollon und Artemis waren nicht Heras Kinder. Ihre Mutter war die Göttin Leto, eine Tochter der Titanen Koios und Phoibe. Zeus verliebte sich in sie. Hera erfuhr, dass Leto mit Zwillingen schwanger war, die der Prophezeiung nach stärker als ihre Kinder sein würden. Sie wollte deren Geburt mit allen Mitteln verhindern. Sie schickte den Drachen Python, um Leto zu verschlingen, doch Zeus verhinderte das. Daraufhin zwang Hera die Erde, Leto keinen Ort zum Gebären zu gestatten. Nun musste Poseidon aktiv werden: er ließ die schwimmende Insel Delos aus dem Wasser auftauchen, wohin Leto von Hermes, dem Götterboten, im Auftag des Zeus gebracht wurde.
Doch Hera ließ nicht locker: sie verbat der Göttin Eileithyia, Leto bei der Geburt beizustehen, was für diese großes Leid bedeutete. Der Sage nach waren die anderen Götter auf Letos Seite und kauften dem Himmel den Mond ab. Aus diesem musste Hephaistos das schönste Halsband schmieden. Mit diesem wurde Eileithyia bestochen, und mit ihrer Hilfe konnte Leto endlich die Zwillinge zur Welt bringen. Als erstes Kind wurde Artemis geboren, danach Apollon. Als Leto von Hera entdeckt wurde und fliehen wollte, verboten ihr Bauern, aus einem See zu trinken, worauf sie von ihr in Frösche verwandelt wurden. Artemis und Apollon suchten später alle Länder auf, die ihrer Mutter den Schutz verweigert hatten, und saßen über die Menschen zu Gericht. Beide Götter konnten auch grausam in ihrer Rache sein. Nach einer anderen Version der Sage wurden Apollon und Artemis in Didyma in Lykien geboren, wo sich auch ein bedeutendes Orakel des Apollons befand, ebenso ein Tempel für Artemis.
Apollon war der Gott des Lichtes, der Heilung, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung und der Künste, der Weissagung und der Bogenschützen. Oft wurde er mit dem Sonnengott Helios gleichgesetzt. Er stand den neun Musen vor. Seine Attribute waren eine goldene Leier und ein goldener Bogen und Pfeil. Pfeil und Bogen hatte Hephaistos geschmiedet, die Leier bekam er von Hermes als Wiedergutmachung. Wofür, werde ich später erzählen.
Die erste Tat des Apollon war die Tötung des Drachen Python. Dadurch erwarb er dessen seherische Fähigkeiten und war in der Lage, diese Gabe auch an Sterbliche weiterzugeben. Seitdem trug Apollon den Beinamen Pythios. Das bedeutende Orakel in Delphi war ihm geweiht, die Oberpriesterin hieß Pythia. Da der Drache jedoch ein Kind der Gaia (Erde) war, musste er sich nach Kreta begeben und sich dort einer Reinigungs- und Sühnezeremonie unterwerfen.
Apollon liebte Frauen und Männer und hatte zahlreiche Nachkommen. Berühmte Söhne von ihm waren Asclepios (Äskulap), der Gott der Heilkunst, und der Sänger Orpheus. Asclepios war so erfolgreich, dass ihm die Wiederbelebung eines Toten gelang, womit er seine Kompetenzen überschritt. Hades beschwerte sich deswegen bei Zeus und dieser tötete Asclepios, indem er einen Blitz auf ihn schleuderte. Daraufhin rebellierte Apollon gegen Zeus und tötete die Kyklopen. Zur Strafe musste er in den Ställen des Königs von Pherai arbeiten und dessen Kühe hüten. Dieser wusste nicht, dass er einen Gott beherbergte und für sich arbeiten ließ, war aber freundlich zu ihm, so dass Apollon ihm mehrfach beistand.
Apollon begehrte Kassandra, Tochter des Königs Priamos von Troja. Aus Liebe gab er ihr die Gabe der Weissagung. Doch weil sie sich nicht von ihm verführen ließ, verfluchte er sie, weswegen ihre Weissagungen kein Gehör fanden. Ungehörte Warnungen werden noch heute als Kassandra-Rufe bezeichnet.
Im Trojanischen Krieg stand Apollon auf der Seite der Trojaner. Er brachte den Griechen Krankheiten und griff auch selbst als Bogenschütze in den Kampf ein. Er bestrafte die Griechen, weil sie die Tochter eines seiner Priester gefangen genommen und versklavt hatten.
Apollon stand in musikalischem Wettstreit mit dem Hirtengott Pan und trat immer wieder als Rächer auf, oft zusammen mit seiner Schwester Artemis. Gemeinsam mit ihr tötete er die Kinder der Niobe (sieben Söhne und sieben Töchter) weil sie wegen ihres Kinderreichtums Leto gegenüber angegeben hatte. Apollon übernahm die Söhne, Artemis die Töchter – ein unvorstellbares Gemetzel. Und er tötete und häutete den Satyr Marsyas, der meinte, besser musizieren zu können als er. Diesen Gott möchte man nicht zum Feind haben!
Wenn der Winter anbrach, fuhr Apollon in einem Wagen, der von Schwänen gezogen wurde, in das Land der Hyperboreer (jenseits des Nordwinds).
Im noch heute bekannten Eid des Hippokrates wird bei Apollon (und Asclepios sowie dessen Tochter Hygieia) geschworen.
Der Apollo von Belvedere, eines der berühmtesten Bildnisse des Gottes, ist in den Vatikanischen Museen zu sehen. Wunderschön und mit einer Würde, die nicht von dieser Welt ist – göttlich! Das Haupt des Apollo von Belvedere soll Michelangelo als Vorbild zu dem Fresko, das Jesus als Weltrichter zeigt, in der Sixtinischen Kapelle gedient haben. Apollon war (und ist) ein besonderer Gott. Dass seine Ausstrahlung bis ins Christentum nachwirkt, wundert mich nicht.
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