Freitag, 1. Juli 2022

Artemis, die keusche Waldgöttin

Artemis (röm. Diana) ist vor allem als Göttin der Jagd und des Waldes bekannt. Sie war aber auch die Göttin der Geburt und des Mondes, weshalb sie oft mit Eileithyia und Selene gleichgesetzt wurde. Außerdem beschützte sie Frauen und Kinder und misstraute den Männern. Sie legte Wert auf ihre Jungfräulichkeit und erwartete dies auch von ihren Anhängerinnen.

Ihre Attribute waren ein silberner Bogen (der auch die Mondsichel symbolisierte) und silberne Pfeile, außerdem die Tiere des Waldes, besonders der Hirsch, aber auch Bär und Eber. Sie trug Gämsen und Kälber und begleitete Stiere; als Fluss- und Quellgöttin war sie auch den Fischen verbunden. Man kann Artemis als eine scheue, hübsche, aber auch grausame und strenge Naturgöttin bezeichnen. Mit ihren Pfeilen brachte sie den Menschen Krankheiten. Sie und Apollon verkörperten Sonne und Mond.

Artemis war die Tochter des Zeus und der Leto, und sie war Zwillingsschwester des Gottes Apollon. Sie kam als erstes Kind zur Welt und half ihrer Mutter schon bei der Entbindung ihres Bruders. Von da an war sie auch Schutzgöttin der Gebärenden. Ihre Abneigung gegen Männer, die die Geburtsschmerzen der Frauen verursacht hatten, kann man verstehen, wenn man das Schicksal ihrer Mutter betrachtet. Gemeinsam mit Apollon übte sie Vergeltung an allen, die ihrer Mutter Leto geschadet hatten.

Artemis mochte aber auch Tänze und spielte die Lyra, ebenso wie ihr Bruder. Artemis lenkte den Mondwagen über den Himmel. In Neumondnächten streifte sie durch die Wälder und jagte, oft in Begleitung von Nymphen, aber auch allein. Der Jäger Aktaion beobachtete sie, als sie mit den Nymphen badete. Als die Göttin es bemerkte, verwandelte sie ihn in einen Hirsch, und er wurde von seinen eigenen Hunden zerrissen. In der DEFA-Verfilmung der Operette „Orpheus in der Unterwelt“ wird die Geschichte anders erzählt: Artemis – Diana traf sich regelmäßig mit ihrem Geliebten Aktaion im Wald, doch eines Tages wartete sie vergeblich auf ihn, und Zeus, bei dem sie sich beklagte, antwortete, dass er ihn in einen Hirsch verwandelt hatte, weil die Götter zumindest den Schein eines ehrenhaften Daseins wahren sollten. Kein Wunder, dass der ganze Olymp empört war, weil er ja selbst unzähligen Frauen nachstellte und somit kein gutes Beispiel gab.

Artemis beschützte alle Tiere, vor allem auch Jungtiere, aber auch Mütter und Kinder. Als Geburtshelferin gab sie Leben, aber sie nahm auch – an manchen Kultstätten wurden ihr Menschen geopfert. Sie wurde auch mit Hekate gleichgesetzt, die die Sterbenden zwischen den Welten begleitete. Hekate hatte Demeter erzählt, was mit Persephone geschehen war, und sie wurde deren Begleiterin, wenn sie von einer Welt in die andere ging. Wie Hekate, trug Artemis eine Fackel. Wenn Artemis die Fähigkeiten von Hekate hatte, beherrschte sie auch die Hexerei und Magie und konnte Kontakt mit Geistern und Toten aufnehmen. Eine wirklich geheimnisvolle Göttin – die man nicht zur Feindin haben möchte!

Der Jäger Orion war ein guter Freund der Göttin, was ihrem Bruder Apollon nicht passte. Er forderte Artemis als Schützin heraus und meinte, sie würde wohl kaum einen verschwommenen Punkt weit draußen im Meer mit ihrem Pfeil treffen. Artemis schaffte es und bemerkte leider zu spät, dass sie den Kopf des Orion getroffen hatte, der dort schwamm. Daraufhin versetzte sie ihn als Sternbild in den Himmel. Artemis und Apollon waren ein faszinierendes Geschwisterpaar, die sich oft miteinander verbündeten, aber es gab auch Zwietracht.

Artemis griff auch in den Trojanischen Krieg ein. Sie schickte eine Windstille, die verhinderte, dass die Griechen mit ihren Schiffen auslaufen konnten. Ursache war ihr Zorn auf Agamemnon, den Anführer der Griechen, der einst eine ihr geweihte Hirschkuh getötet hatte. Er soll auch behauptet haben, er sei ein besserer Schütze als die Göttin. Daraufhin forderte sie dessen Tochter Iphigenie als Opfer, doch sie hatte dann doch Erbarmen mit dem Mädchen (sie war ja Schutzgöttin der Frauen und Kinder), rettete es vom Altar und legte stattdessen eine Hirschkuh ab. Iphigenie wurde daraufhin Priesterin der Göttin.

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