Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 23. Juli 2022
Athene, die gerüstete Göttin
Artemis war eine Göttin mit vielfältigen Fähigkeiten und Einsatzgebieten. Beeindruckend finde ich, dass die Jagd und ihr Können als Bogenschützin, besondere Stärken von ihr, eigentlich Männerdomänen waren. Man muss wissen, dass im alten Griechenland die Frauen kein öffentliches Leben führten. Ihr Wirkungskreis blieb auf das Zuhause und die Familie beschränkt. Für mich weisen Göttinnen mit männlichen Stärken auf ein früheres Matriarchat hin. Und eine Göttin übertraf Artemis sogar noch: Athene. Sie ist meine Lieblingsgöttin. Ich verbinde sie immer mit der Figur der Dame im Schachspiel, und diese kommt ihren Fähigkeiten und Kompetenzen ziemlich nahe.
Der Name der Göttin ist vorgriechischer Herkunft. Die Stadt Athen, deren Schutzgöttin sie war und ist, wurde nach ihr benannt. Neben Athene ist unter anderem auch Athena gebräuchlich. Athene setzte sich als Schutzpatronin der Stadt gegen Poseidon durch. Sie war aber auch Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, der Künste, die Göttin der Städte allgemein, des Handwerks und der Handarbeit. Athene zählt zu den zwölf olympischen Göttern. Sie war Tochter des Zeus und der Metis. Da Zeus Metis verschlungen hatte, wuchs Athene in ihm heran und entstieg seinem Kopf, nachdem Hephaistos diesen geöffnet hatte. Sie kam sie in voller Rüstung auf die Welt.
Der Athene entsprach die römische Göttin Minerva, die zur sogenannten kapitolinischen Trias zählte, d.h. sie wurde zusammen mit Jupiter und Juno auf dem Tempel im Kapitol verehrt und zählte zu den drei wichtigsten Göttern Roms. Da Rom vor allem als Militärmacht wahrgenommen wird, kann man darüber erstaunt sein. Minerva war die Göttin des Verteidigungskrieges und man hätte Mars unter den wichtigsten Göttern vermuten können. Zumindest in der Stadt Rom war das aber nicht der Fall – Minerva war wichtiger. Vermutlich stand die Stadt unter ihrem Schutz wie Athen unter dem Schutz der Athene.
In Athen wurde die Göttin in mehreren Tempeln verehrt. Allein auf der Akropolis standen mehrere Statuen von ihr, die der berühmte Bildhauer Phidias geschaffen hatte. Von ihnen sind nur noch Kopien erhalten. Berühmt ist die Athena Parthenos, die im dazugehörigen Tempel, dem Parthenon, verehrt wurde. Die Statue war überlebensgroß und muss beeindruckend gewirkt haben.
Athene war, ebenso wie Artemis, eine jungfräuliche Göttin. Der Gott Hephaistos wurde von ihr abgewiesen. Auf Bitten ihres Freundes, des Titanen Prometheus, hauchte sie den Menschen Wissen und Weisheit ein.
Im Trojanischen Krieg unterstützte Athene die Griechen. Odysseus stand unter ihrem besonderen Schutz. Sie half ihm auch während seiner Abenteuer, die er auf seiner Heimreise bestehen musste. Odysseus war klug, kühn und listig, aber da Poseidon sein Feind war, wäre die Geschichte ohne den Schutz Athenes wohl übel ausgegangen.
Athene stand dem Helden Perseus gegen Medusa bei. Medusa war eine der drei Gorgonen, Töchter von Meeresungeheuern, und sie war die einzige Sterbliche unter ihnen. Ursprünglich war Medusa sehr schön gewesen. Der Sage nach traf Athene sie und Poseidon beim Liebesspiel in ihrem Tempel an und zur Strafe verwandelte sie Medusa in ein Ungeheuer mit Schlangenhaaren, Eberzähnen, einem Schuppenpanzer, glühenden Augen und heraushängender Zunge. Ihr Anblick war so schrecklich, dass jeder, der sie sah, zu Stein erstarrte.
Um sie zu besiegen, erhielt Perseus von Athene einen verspiegelten Schild. Von Hermes, dem Götterboten, bekam er geflügelte Schuhe und von Nymphen erhielt er eine Tarnkappe. So flog er bis ans Ende der Welt. Athene gab ihm den entscheidenden Rat, Medusa nicht direkt anzusehen, sondern im Spiegelbild des Schildes zu beobachten. Als die Gorgonen schliefen, ging Perseus mit Hilfe der Tarnkappe an Medusa heran und enthauptete sie. Das Medusenhaupt wurde von Perseus mehrmals als Waffe eingesetzt. Er befreite die Königstochter Andromeda, die einem Meeresungeheuer geopfert werden sollte. Als der Titan Atlas, der das Himmelsgewölbe trug, Perseus nicht gastlich empfangen wollte, hielt dieser ihm das Medusenhaupt hin und Atlas erstarrte zu Stein – dem Atlasgebirge.
Athene nahm das Haupt der Medusa an sich und heftete es an ihren Brustpanzer. Symbolisch war ihr die Eule zugeordnet. Das kam daher, dass sie als „eulenäugig“ beschrieben wurde. Große Augen galten in der Antike als Schönheitsideal, aber es kann auch bedeuten, dass sie helle und besonders scharfe Augen hatte – wie die einer Eule. Die Eule wurde oft auf Athener Münzen abgebildet, und darauf bezieht sich das Sprichwort „Eulen nach Athen tragen“.
Athene war leicht zu kränken. Wie sie Medusa bestrafte, weil diese ihren Tempel durch Sex entweiht hatte (obwohl Poseidon ja auch seinen Anteil hatte), bestrafte sie die Weberin Arachne, die behauptete, besser als sie, die Göttin, weben zu können, indem sie sie in eine Spinne verwandelte. Aber die Athener wussten, dass sie die Göttin gut behandeln mussten, damit sie über die Stadt wachte.
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