Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Sonntag, 4. September 2022
Thetis, die Meernymphe
Die Meernymphen der Antike kann man sich nicht als Nixen mit Fischschwanz vorstellen. Sie sahen aus wie schöne junge Frauen, hielten sich aber vorzugsweise im Wasser auf. Es waren Göttinnen niederen Ranges. Sie brachten den Menschen normalerweise kein Verderben, sondern als gute Naturgeister beschützten sie sie. Nach der Vorstellung der Antike lebten die Meernymphen in Höhlen am Meergrund. Sie standen den Seeleuten bei und treiben auch manchmal gutmütige Späte mit ihnen. Wenn sie sich fortbewegten, ritten sie auf Delfinen oder Hippokampen. Letztere waren in der Mythologie See-Pferde, deren vordere Hälfte das Aussehen eines Pferdes hatte, aber der hintere Leib war der eines Fisches. Manchmal waren sie auch geflügelt. Es leuchtet ein, dass Meergötter keinen Fischschwanz benötigten, wenn sie über derartige Reit-Tiere verfügten.
Thetis zählt zu den bekanntesten Meernymphen. Wie alle Nereiden war sie eine Tochter der Meeresgötter Nereus und Doris. Beide zählten ebenso wie ihre Eltern zu den älteren, vorolympischen Göttern. Die Eltern von Doris waren die Titanen Okeanos und Thetys, die Eltern von Nereus waren Pontos, ebenfalls ein Meeresgott, und Gaia, die personifizierte Erde. Nereus und Doris hatten 50 gemeinsame Töchter, die Nereiden. Sie alle lebten in der Ägäis, also auch Thetis.
Zeus und Poseidon hatten beide ein Auge auf die schöne Meernymphe geworfen, aber es war prophezeit worden, dass der Sohn der Thetis stärker und mächtiger als sein Vater sein würde, und deshalb wagten sie es nicht, sie anzurühren. Stattdessen durfte Thetis einen Sterblichen heiraten. Der Glückliche war Peleus, König der Myrmidonen, eines Volksstammes in Thessalien. Der Sage nach hatte er ein bewegtes Leben, als er Thetis begegnete. Er fand sie schlafend in einer Grotte, packte sie und wollte sie nicht mehr loslassen. Sie wehrte sich nach Kräften und verwandelte sich, um ihn zu besiegen, in Feuer und Wasser, nahm die Gestalt eines Löwen, einer Schlange und eines Tintenfisches an. Obwohl er verbrannt, durchnässt, gebissen, zerkratzt und mit Tinte bespritzt wurde, ließ Peleus sie nicht los und besiegte die Göttin.
Die beiden feierten Hochzeit und luden auch die olympischen Götter dazu ein, nur Eris, die Göttin der Zwietracht, war unerwünscht. Sie störte die Hochzeit, indem sie einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Der Schönsten“ unter die Gäste warf. Die Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite stritten darum, denn jede war überzeugt davon, die Schönste zu sein. Zeus sollte eine Entscheidung treffen, doch die Sache war ihm wohl zu heikel und er ließ den trojanischen Prinzen Paris urteilen. Die Göttinnen versuchten, ihn zu beeinflussen. Aphrodite versprach ihm die schönste Frau der Welt und daraufhin gab Paris ihr den Apfel.
Die wunderschöne Frau war Helena, leider bereits verheiratet, und mit Hilfe von Aphrodite entführte Paris sie, was sich ihr Gatte Menelaos nicht gefallen ließ. Es kam zum Trojanischen Krieg. Der berühmteste Held der Antike, Achilles, Sohn des Peleus und der Thetis, nahm an diesem Krieg teil und kam schließlich darin um. Thetis hatte ihn, damit er unverwundbar wurde, als Baby in den Fluss Styx getaucht, aber die Ferse, an die sie ihn hielt, blieb verwundbar. Dort traf ihn Paris mit einem Pfeil, doch der Gott Apollon führte ihm die Hand. Dieses Schicksal: ein kurzes, aber ruhmreiches Leben hatte Achilles selbst gewählt. Der Held wurde im Film „Troja“ aus dem Jahr 2004 von Brad Pitt verkörpert. In diesem Film traten die Götter nicht in Erscheinung. Thetis war jedoch auch in einem Film zu sehen: „Kampf der Titanen“ aus dem Jahr 1981. Dargestellt wurde sie von Maggie Smith, bekannt durch ihre Roller der Professorin Minerva McGonagall in „Harry Potter“.
Peleus erreichte ein hohes Alter, er nahm nicht am Trojanischen Krieg teil und überlebte seinen Sohn. Dieser war nicht von ihm, sondern von dem Zentaur Cheiron aufgezogen worden. Als Meernymphe war Thetis unsterblich und lebt vielleicht noch heute in der Ägäis.
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