Freitag, 23. September 2022

Mare nostrum - das Mittelmeer - östlicher Teil

Die Bezeichnung mare nostrum für das Mittelmeer ist wieder aktuell geworden. Es ist der Name, den die alten Römer „ihrem“ Meer gaben. Sie waren keine ausgesprochene Seefahrernation, obwohl sie natürlich, wie es sich für eine Supermacht gehörte, die Küstenbereiche und Inseln mit ihren beiden Haupt-Kriegsflotten kontrollierten.

Wo könnten Poseidon und andere Meeresgottheiten gelebt haben – oder sogar noch leben? Die tiefste Stelle des Mittelmeeres befindet sich im Hellenischen Tiefseegraben (Calypso-Tief, max. 5.257 m). Der Graben verläuft bogenförmig von den Ionischen Inseln bis nach Kreta. Er besteht aus Unterwassercanyons, Becken und Trögen. Nach Osten hin verzweigt er sich in den Plinius- und Strabo- Graben, bezogen wahrscheinlich auf den Geografen Strabon und den Naturhistoriker Plinius d. Ä. Der Hellenische Graben entstand durch Kollision der Eurasischen und Afrikanischen Kontinentalplatte. Es ist eine Gegend mit hoher seismischer Aktivität. Auch die Insel Rhodos befindet sich unweit dieses Grabens. Ein Vergleich dazu: die tiefste Stelle der Welt liegt im Pazifik im Marianengraben, 11.934 m; die tiefste Stelle des Atlantik im Milwaukeetief, 8.486 m.

Schaut man auf die Karte, sieht man, dass südöstlich der Insel der Meerboden stark abfällt. Nur 30 km östlich von Rhodos ist das Meer schon mehr als 4.000 Meter tief. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich die Meernymphe Thetis, die schönste der Nereiden, und andere Gottheiten gern dort aufhielten, in der Gesellschaft von Walen und Hippokampen. Und Poseidon selbst – wo anders könnte sein Palast sein, wenn nicht im Hellenischen Graben?

Kein Wunder, dass die Bewohner von Rhodos einst als mythologische Wesen aus dem Meer aufgestiegen sind. Die Straße von Rhodos markiert die Grenze zwischen Ägäischem Meer und Mittelmeer. Dort verläuft auch die Grenze zwischen dem heutigen Griechenland und der Türkei. Ich bin sehr besorgt über die aktuelle Entwicklung und hoffe, dass beide Länder, die eine bedeutende Tradition hinsichtlich der Antike haben, auch weiterhin einen friedlichen Umgang pflegen.

Östlich von Kreta verläuft die Grenze zwischen Ägäischem bzw. Karpathischem Meer und dem Levantischen Meer, dem östlichsten Teil des Mittelmeeres. Von dort aus ist es nicht mehr weit nach Asien und Afrika

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