Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 25. Februar 2023
Die Verurteilung der Vestalin Cornelia im Jahr 91
Vestalinnen wurden beim Vorwurf der Unkeuschheit selten zum Tode verurteilt. In der Kaiserzeit war das völlig unüblich geworden. Meist waren die Vorwürfe auch unbewiesen, eher wurden politische und wirtschaftliche Krisen auf Unkeuschheit der Priesterinnen zurückgeführt.
Die Vestalin Cornelia wurde unter Kaiser Domitian zweimal der Unkeuschheit beschuldigt. Im Jahre 83 wurde sie zwar beschuldigt, aber freigesprochen, während zwei andere Priesterinnen verurteilt wurden. Diese durften aber ihre Todesart wählen und starben durch Suizid.
Im Jahr 91 wurde Cornelia wieder angeklagt. Man muss dazu sagen, dass man unter Domitian, wo das Denunziantentum blühte, leicht angeklagt werden konnte. Cornelia war inzwischen Ober-Vestalin. Angeblich soll sie mit einem Ritter namens Celer ein Verhältnis gehabt haben. Domitian wollte sich politisches Ansehen verschaffen, indem er konsequent die alten Sitten befolgte, und Cornelia wurde zum Tod durch Lebendig begraben verurteilt. Dieses Urteil erregte schon damals Abscheu und Unverständnis.
Plinius erzählt in seiner Briefsammlung davon. Er schrieb während der Herrschaft Kaiser Trajans, als Domitian längt ermordet war. Er berichtete seinem Freund zunächst, dass ein gewisser Licinianus in Sizilien als Rhetoriklehrer unterrichtete. Licinianus war beim Prozess gegen Cornelia Prätor (Richter) gewesen und hatte eine Freigelassene der Cornelia auf seinen Gütern versteckt.
Domitian verurteilte Cornelia in ihrer Abwesenheit auf seinem Landsitz in den Albanerbergen, und das Urteil wurde sofort vollstreckt. Cornelia wurde von den Priestern zu der Gruft geführt, wo sie eingegraben wurde. Sie rief die Göttin Vesta an, auch die anderen Götter, und beklagte, dass der Kaiser sie für unzüchtig halte, wo er doch durch ihr Opfer gesiegt und Triumphe gefeiert hatte (sie spielte auf die Bedeutung der Opfer zu Ehren der Göttin an).
Plinius schilderte, wie Cornelia beim Hinabsteigen in die Gruft mit der Stola hängenblieb und sie selbst zusammenraffte, und als ihr der Henker die Hand reichen wollte, wies sie die Berührung zurück und nahm ihre Strafe mit Anstand an.
Der Ritter Celer, der zur Strafe für seine angebliche Tat öffentlich ausgepeitscht wurde, rief dabei aus, dass er rein gar nichts getan hätte.
Der Prätor Licinianus wurde von Domitian in die Verbannung geschickt. Es war jedoch die milde Form der Verbannung, bei der der Verurteilte sein Vermögen behalten durfte. Nach Domitians Ermordung erlaubte Nerva dem Licinianus, sich nach Sizilien zurückzuziehen.
Die verurteilte Vestalin wurde gefesselt und geknebelt und zu dem Verlies gebracht, wo sie eingemauert wurde. In diesem Verlies befanden sich eine Liege und eine Decke, eine brennende Lampe sowie ein paar Lebensmittel wie Brot und Wasser. Es ging darum, die Verurteilte verschwinden zu lassen. Die Stelle wurde auch unkenntlich gemacht. Natürlich konnte in dem Verlies niemand auf Dauer überleben. Domitians Bemühen, sich durch derartige Strenge Respekt zu verschaffen, war nicht erfolgreich. Je grausamer er wurde, desto mehr hasste man ihn, und schließlich starb er durch eine Verschwörung, was er immer befürchtet hatte.
Quelle:
Plinius der Jüngere, Briefe, IV, 11,11
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