Dienstag, 3. Oktober 2023

Küstenschiff oder Schnellsegler?

Über seine Seereise in den Osten des römischen Imperiums berichtete Plinius der Jüngere an Kaiser Trajan: „So wie ich eine äußerst erträgliche Seereise bis Ephesus hatte, so habe ich von dort aus, seit ich die Reise im Wagen fortsetzte, unter äußerst drückender Hitze und sogar leichten Fieberanfällen gelitten. Deshalb habe ich in Pergamon Rast gemacht. Als ich dann auf kleinere Küstenschiffe umgestiegen war, wurde ich wieder durch Gegenwinde aufgehalten und betrat etwas später als erhofft, am 17. September, Bithynien“. Plinius, Briefe, X 17a (1). Im Brief 15 hatte er an den Kaiser berichtet, dass er an Kap Malea vorbei gesegelt sei, zwischendurch durch widrige Winde aufgehalten, und in Ephesus angekommen sei.

Diese Nachricht enthält wichtige Informationen für uns. Plinius war mit einem größeren Schiff bis nach Ephesus unterwegs. Wahrscheinlich war das ein Handelsschiff, auf dem er als Passagier reiste. Seine Seereise begann vermutlich in einem italienischen Hafen an der Adria, vielleicht Brundisium. Er überquerte das Meer in Richtung der albanischen und griechischen Küste, umfuhr die Halbinsel Peleponnes und von dort aus ging es in die Ägäis. Ob Kriegsschiffe für solche Zwecke abgestellt wurden, weiß ich nicht. Denkbar ist aber, dass sich für ihn eine Mitfahrgelegenheit auf einer Trireme (beispielsweise) bot, die aus irgendeinem Grund nach Ephesus fuhr. Die Weiterfahrt im Reisewagen brach er in Pergamon wieder ab, um sich dort zu erholen. Kaiser Trajan antwortete fürsorglich und meinte, Plinius tat gut daran, Schiff und Wagen zu nutzen, je nachdem, was gerade günstiger ist. Daraus geht hervor, dass Plinius seine Reise (und die seines Stabes) in die Provinz selbst organisierte. Und man kann daraus schließen, dass es vielfältige Gelegenheiten gab, als Passagier mitzufahren.

Wie kann ich mir das Schiff vorstellen, das Plinius und seine Mitarbeiter beförderte? Vielleicht war es ein Phaselus? Das führt wiederum zu einer literarischen Quelle, einem Gedicht des berühmten Catullus, der im 1. Jahrhundert v. Chr. lebte. Mir hat dieses Gedicht sofort besonders gefallen. Catull dichtet über die Feierlichkeiten, bei der ein Schiff, das ihm treue Dienste geleistet hat, den Dioskuren Castor und Pollux geweiht wird. An einem klaren Waldsee soll es in Ruhe alt werden können. Es wird vermutet, dass es um den Gardasee geht, wo Catull eine Villa hatte. Im Einsatz war die Yacht (auch so wird der Phaselus übersetzt) eben dort, wo Plinius unterwegs war: Propontis – Marmarameer, Kykladen, die er wahrscheinlich passierte, Pontus – Schwarzes Meer. Und sogar Rhodos wird erwähnt. Es gab wissenschaftliche Untersuchungen, ob ein Schiff aus den östlichen Meeren in den Gardasee überführt werden konnte. Das soll möglich gewesen sein. Aber hier nun der Text:

Carmen 4 – Phaselus ille (Auf seinen Schnellsegler)

Aus dem Text geht hervor, dass es ein schnelles Schiff von schnittiger Bauart gewesen sein muss. Doch es gibt keine Abbildungen, die eindeutig auf einen Phaselus hinweisen, nur andere literarische Quellen.

Von Catull wissen wir, dass der Phaselus von Riemen (Rudern), aber auch einem Segel angetrieben wurde. Die Größe dieser Schiffe variierte. Die größten konnten eine Kohorte, d.h. 600 Soldaten befördern. Die kleineren Schiffe hießen Phaselion, stammten ursprünglich vom Nil und konnten bis zu fünf Tonnen Fracht tragen. Phaseli kamen auch in Kriegsflotten zum Einsatz. Zu militärischen Zwecken wurden sie mit Rammspornen, Türmen, Decksaufbauten und Verschanzungen ausgerüstet. Aber sie dienten auch als Transportschiffe bei militärischen Operationen.

Ein Phaselus musste von mehreren Personen gerudert werden. Wahrscheinlich wäre das doch eine Nummer zu groß für meine weibliche Hauptperson.

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