Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 25. November 2023
Wo konnte das Schiff fahren und anlegen?
Rhodos war in der Antike eine Seemacht, die einen repräsentativen Hafen besaß. Die Stadt Rhodos wurde seit ihrer Gründung im Jahr 408 v. Chr. wahrscheinlich auf den Hafen ausgerichtet.
Dieser war groß und hatte fünf miteinander verbundene Hafenbecken. Im Bereich des heutigen Mandraki befand sich der Kriegshafen. Der legendäre Koloss (Statue des Sonnengottes Helios) stand wahrscheinlich auf einer der beiden Hafenmolen, wo heute zwei Hirsch-Skulpturen stehen, jedoch mit beiden Beinen auf einer Mole – und nicht mit gespreizten Beinen über der Hafeneinfahrt.
Im Hafenbecken, heute fünf bis acht Meter tief, lagen zur Römerzeit wahrscheinlich vorwiegend Triremen, denn aus solch größeren Kriegsschiffen mit drei Ruderreihen bestand die Syrische Flotte des römischen Imperiums, zu der der Hafen Rhodos gehörte. Vielleicht lagen dort auch mal eine Liburne, ein etwas kleineres Kriegsschiff, und sicher auch Begleitboote und Service-Boote des Hafens. Bei leichten nordwestlichen Winden liegen die Schiffe heute relativ ruhig, aber bei stärkerem Wind kann man auch im Hafen mit Wellengang rechnen. Allerdings ist es gut möglich, dass die Schiffe dann auch ein einem anderen, geschützten Hafenbecken lagen, denn im Herbst und Winter ruhte die antike Schifffahrt oder wurde auf jeden Fall stark eingeschränkt.
Wird der Hafen von Rhodos von Nordwesten aus angesteuert, muss man ihn in einem weiten Bogen umrunden, nicht nur wegen der Verlandung, sondern auch wegen der Strömungen in Richtung des Kaps. Allgemein herrschen im Sommer an der Westküste, d.h. in der Ägäis, meist Nordwest- bis Westwinde. Obwohl das Meer häufiger unruhig war und ist und man auflandigen Seegang einkalkulieren muss bzw. musste, wurde es zwangsläufig auch befahren. An der Ostküste, im levantischen Meer, ist der Seegang mäßig und Boote kommen besser voran. Allerdings musste man mit der Küste und ihren Buchten gut vertraut sein, wegen der Untiefen und Felsen. Heute navigiert man mit Hilfe von Seekarten, damals mussten die Fischer, Kapitäne und Nautiker entsprechend erfahren sein, sofern sie nicht auch Karten benutzten.
Vor der Gründung von Rhodos-Stadt gab es drei verbündete Städte bzw. Hauptorte der Insel. Die antike Stadt Ialyssos befand sich nordwestlich von Rhodos-Stadt. Auf dem Berg Filomeros sind noch heute Ruinen der Akropolis erhalten. Ganz sicher hatte die Stadt auch einen Hafen bzw. Anleger. Auch die Stadt Kamiros lag an der Westküste der Insel. Sie geriet lange in Vergessenheit und wurde wieder ausgegraben. Auch Kamiros hatte einen Hafen. Von der Stadt aus blickt man hinüber zur Insel Symi und zur Türkei. Die Stadt Lindos hat zwei natürliche Hafenbecken, die schon in der Antike genutzt wurden. Lindos liegt an der Ostküste von Rhodos. Die Städte waren früher durch Pfade verbunden, aber die Römer bauten Straßen. Vermutlich führten sie dort entlang, wo es die Örtlichkeiten möglich machten und es sinnvoll war, so zwischen Rhodos-Stadt und Lindos, zwischen Rhodos-Stadt, Ialyssos und Kamiros und zwischen Dörfern entlang der Küsten und den größeren Häfen. Kleine Anleger mag es auch außerhalb der Hauptorte gegeben haben, oder man nutzte Ankerplätze und fuhr mit Beibooten oder Fähren zur Küste. Man kann davon ausgehen, dass die Seefahrt auch noch zur Römerzeit eine große Bedeutung für Rhodos hatte. Größere, seetüchtige Schiffe verkehrten sicher auch zwischen der Insel und den Häfen der heutigen Türkei.
Das Schiff, um das es mir im Projekt geht, lag entweder in einem der zivilen Häfen von Rhodos-Stadt oder in einer Bucht Richtung Kalithea oder direkt bei Kalithea. Es war vorzugsweise an der Ostküste der Insel unterwegs. Ob sich meine weibliche Hauptfigur wohl eine Fahrt nach Symi zutraute?
Literatur:
Christina Wawrzinek: „Tore zur Welt – Häfen in der Antike“, Zabern-Verlag, 2016, ISBN 978-3-8053-4925-3
H.D.L. Viereck: "Die römische Flotte", Nikol Vlgs.-Ges., Hamburg, 1996, ISBN 3-930656-33-7
Törnführer Griechenland 3, Delius Klasing Verlag Griechenland, ISBN 978-3-667-11503-4
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