Samstag, 9. Dezember 2023

Ein Ausflug von Rhodos zur Insel Symi in der Antike?

Als ich zum ersten Mal von der Insel Symi las und Bilder davon sah, war ich sofort verliebt und wollte unbedingt dorthin. Natürlich haben wir von Rhodos aus einen Tagesausflug gemacht – wie die meisten Touristen. Fähren und größere Ausflugsschiffe verkehren in der Tourismus-Saison mehrmals täglich von Mandraki/Rhodos zum Hafen von Symi bei Gialos. Die Fahrt dauert etwa eine Stunde. Ich habe überlegt, ob meine weibliche Hauptperson in der Antike, zur Römerzeit, auf besonderen Wunsch eine Fahrt dorthin übernehmen würde.

Symi, eine felsige Insel, liegt nördlich der Insel Rhodos in der Ägäis und gilt als ein wunderschönes Ziel, nicht nur für Tagesgäste. Die Insel war schon in der Antike bekannt. Der Name leitete sich vielleicht von einer Nereide, einer Meeresgöttin namens Syme ab. Schon Homer kannte die Insel: die Einwohner von Symi nahmen mit drei Kriegsschiffen am Trojanischen Krieg teil. Später wurde die Insel für ihren Schiffbau und die Schwammtaucherei berühmt.

Man staunt doch über die Bedeutung der felsigen Insel, die schon seit mehreren Jahrtausenden besiedelt war, muss sich aber vergegenwärtigen, dass die ganze Region schon frühzeitig besiedelt war. Im Westen der Insel befindet sich in einer geschützten Bucht das Panormitis-Kloster (Kloster des Erzengels Michael). Panormitis hat einen eigenen Hafen. Uns wurde erzählt, dass in diesem Hafen öfter Segelyachten Schutz suchen, wenn sie vom Sturm überrascht werden. Das hat mich schon mal aufmerken lassen. Und Stürme können in der Ägäis für entsprechenden Wellengang sorgen. An Stelle des heutigen Klosters befand sich in der Antike ein Tempel, der – wie passend – dem Meeresgott Poseidon geweiht war.

Symi ist von mehreren kleinen Inseln und zwei etwas größeren Inseln umgeben: im Norden von der Insel Nimos, Im Süden von der Insel Seskli, wo sich ebenfalls noch rundum einige Mini-Inseln oder eher Klippen befinden. Seskli haben wir bei der Überfahrt von Rhodos aus gesehen, Nimos sahen wir bei der Rückfahrt.

Die Ufer der Insel fallen überwiegend steil ab. Ankerplätze beim Haupthafen Symi sind bereits 12-18 Meter tief. Auch bei der heute sehr beliebten St.-Georges-Bucht wird es sehr schnell tief. Wenn dort ein Schiff ankern wollte, musste es ein entsprechendes langes Seil für den Anker haben. Ketten waren in der Antike nicht üblich. Die See rund um den Haupthafen ist relativ ruhig, weil Nimos vorgelagert ist. Die Meeresenge zwischen Nimos und Symi ist allerdings relativ flach (maximal vier Meter tief), und Boote müssen aufpassen bzw. in der Mitte hindurch fahren. Anders die Durchfahrt zwischen Symi und Seskli, wo das Wasser tief ist. Dort muss man aber mit stärkerem Seegang rechnen. Südlich von Seski kann man jedoch bei ruhigem Wetter ankern.

Gut zum Ankern geeignet ist auch die Pedi-Bucht, wo Schiffe sehr geschützt liegen. Ich würde gern mindestens noch einmal nach Symi zurückkehren und die Insel genauer erkunden.

Wenn jedoch im Norden von Rhodos, in der Ägäis, der Wind von Norden bzw. Nordwesten vorherrschte, war das keine gute Grundlage für eine Überfahrt nach Symi in der Antike. Ideal für eine Überfahrt in der Antike wäre der Wind aus Südosten. Und für die Rückfahrt musste der Wind dann drehen. Kriegsschiffe, die gerudert wurden, kamen damit schon eher zurecht, waren aber weniger seetüchtig.

Ein kleineres, dickbauchiges Schiff mit einem Spriet- oder Lateinersegel konnte bei günstigen Verhältnissen vielleicht hinüberfahren. Aber würde es die Fahrt wagen? Wäre das Risiko nicht zu groß, vom Kurs abzukommen, in einen Sturm zu geraten? Und würde die Kapitänin das Risiko eingehen, wenn sie einen prominenten Gast an Bord hatte – wäre das zu verantworten? Wie groß wäre die Chance, dass sie, von Rhodos stammend, die Verhältnisse um Symi kannte? Außerdem war das Risiko relativ groß, dass man dann auf Symi festsaß und warten musste, bis der Wind drehte – sowas kam in der Antike öfter vor.

Gesetzt den Fall, der prominente Gast kannte Symi bereits – vielleicht wäre die Route von Kos aus günstiger? – und äußerte den Wunsch, dort hinüberzufahren, würde meine Kapitänin wohl antworten: fahr auf einer Trireme dort hinüber. Denn ein prominenter Gast sollte doch mit der Kriegsflotte befördert werden. Nun, die Sache könnte trotzdem einen Haken haben: gerade steht kein Kriegsschiff zur Verfügung, und außerdem ist der prominente Gast ein wenig in Ungnade gefallen.

Ein Ausflug nach Symi ist eine verlockende Idee, aber ich zweifle noch. Besser geeignet für Ausflüge wäre auf jeden Fall die Ostküste von Rhodos. Das Schiff oder eher Boot könnte nach Süden fahren, nach Kalithea, Faliraki – mit Stopp in der atemberaubend schönen Anthony-Quinn-Bucht, und wenn es noch ein Stück weiter sein soll, nach Lindos.

Literatur:

Törnführer Griechenland 3, Delius Klasing Verlag Griechenland, ISBN 978-3-667-11503-4

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