Samstag, 23. Dezember 2023

Von der Stärke und Macht des Gottes Poseidon

Poseidon war einer der zwölf olympischen Gottheiten und ein Bruder des Zeus. Es wird vermutet, dass er ihm im Rang ursprünglich sogar gleichgestellt war: er konnte Blitze schleudern, die Erde und die See beben lassen und zeitweise wurden ihm schwarze Stiere geopfert. Sein Dreizack war eine mächtige Waffe. Poseidon konnte Zeus herausfordern, das tat er im trojanischen Krieg. Und ebenso wie sein Bruder hatte er allerlei Liebesverhältnisse, aus denen Menschen und Gottheiten hervorgingen.

Ansonsten ist er – was wir wohl Homer verdanken – eher als launischer Gott bekannt, den man nicht zum Feind haben möchte. Denn er hat Odysseus mit seinem Hass verfolgt. Allerdings war dieser Hass nicht grundlos: Odysseus hatte den Riesen Polyphem geblendet, der ein Sohn des Poseidon war. Außerdem hatte er mit Hilfe trojanischen Pferdes einen Krieg entschieden, und das Pferd war dem Poseidon ein heiliges Tier, das er gewissermaßen entweiht hatte. Ein Glück für Odysseus, dass ihm andere Götter beistanden! Poseidon wurde von Hippokampen (Fabelwesen – halb Pferd, halb Fisch) in einem Wagen gezogen. Er konnte zum Meeresungeheuer werden.

Letztlich war Zeus aber Poseidon überlegen, und sie teilten die Welt unter sich auf: Poseidon wurde der Gott des Meeres, und er lebte in einem Kristallpalast tief unten in seinem Reich. Auch Apollon gelang es, ihn abzulösen, und zwar als Gott des Orakels von Delphi. Die großen Heiligtümer des Poseidon befanden sich in Küstennähe, wie der Tempel auf dem Kap Sounion, dessen Ruine auch heute noch beeindruckend ist. In den Tempeln brachten Seeleute und Seereisende dem Gott Opfer dar, um ihn gnädig zu stimmen. Oft wurden Pferde ertränkt, was sehr grausam anmutet. Es gab nicht nur Priester, sondern auch Priesterinnen des Poseidon. Letzteres war eher eine Ausnahme.

Eumolpos, d.h. „Der Schön Singende“ war Sohn des Poseidon. Seine Mutter war Chione, Tochter einer Nymphe und des Nordwindes. Sie hatte den Sohn heimlich in Thrakien geboren und ins Meer geworfen, doch der Vater, Poseidon, rettete das Kind. Er brachte ihn nach Äthiopien und vertraute ihn seiner Tochter Benthesikyme an, die ihn erzog. Eumolpos heiratete eine Tochter des Königs von Äthiopien. Doch er verging sich an deren Schwester und wurde verbannt. Zusammen mit seinem Sohn kehrte er zurück nach Thrakien. Doch auch dort gab es Verwicklungen: entweder er oder sein Sohn geriet in Verdacht, den dortigen König stürzen zu wollen. Wie auch immer: Eumolpos wurde thrakischer König. Er unterstützte die Eleusiner im Kampf gegen Athen. Die Parteien einigten sich. Eumolpos soll zusammen mit den Töchtern des Königs von Eleusis die dortigen Mysterien ins Leben gerufen haben. Sein Sohn wurde sein Nachfolger, und damit wurde das Amt des Hierophanten, des Hohepriesters von Eleusis, erblich.

Ich finde es interessant, dass das Heiligtum von Eleusis, der bedeutenden Kultort der Göttin Demeter, auch ein wenig auf Poseidon zurückgeht, eben durch Eumolpos. Poseidon soll seiner Schwester lüstern nachgestellt haben, als sie um ihre Tochter Persephone trauerte, die von Hades geraubt worden war. Um ihm zu entfliehen, verwandelte sich Demeter in eine Stute, worauf sich Poseidon in einen Hengst verwandelte. Aus dieser Verbindung entstanden ein unsterblicher Hengst und eine Göttin, deren Namen niemand aussprechen durfte und die nur mit ihrem Beinamen Despoina (Gebieterin) erwähnt wurde. Dieser Beiname gehörte zu mehreren Göttinnen, auch zu Demeter selbst. Erstaunlich komplex, die antike Götterwelt, und bei aller Stärke und Brutalität auch sehr menschlich. Zu Beginn des neuen Jahres möchte ich mich und meine Familie unter den besonderen Schutz des Poseidon stellen. Wenn alles wie gewünscht klappt, werden wir 2024 auf mindestens drei Inseln im Urlaub sein. Und da ist der Beistand des Meeresgottes schon erwünscht und erbeten.

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