Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 3. Februar 2024
Fähren
Fähren sind schon aus den frühen Hochkulturen Mesopotamiens und Ägyptens belegt. Diese Kulturen, die an Flüssen lebten, mussten die Flüsse befahren und queren. Schon Herodot bezeichnete den Tigris als einen Fluss, den man nur mit dem Schiff überqueren konnte. Kleinere Flüsse konnte man an seichten Stellen durchwaten oder durchschwimmen. Auch davon gibt es Abbildungen auf der Trajanssäule.
Fähren konnten Lastkähne sein, Flöße (einfach bzw. mit aufgeblasenen Schläuchen aus Tierhäuten verstärkt), oder auch Boote, die gerudert oder gestakt wurden. Auch Seilfähren soll es in der Antike schon gegeben haben. Besonders Städte, die von mehreren Wasserarmen durchzogen wurden wie Venedig oder Ravenna, machten einen regen Boots- und Fährverkehr notwendig, dort, wo keine Brücken existierten. Sehr oft kamen im Fährverkehr sogenannte Einbäume zum Einsatz.
Das Übersetzen über Flüsse oder Meerengen war für Menschen mit einer gewissen Scheu verbunden. Das Wasser war nun einmal ein Element, mit dem sie nicht unbedingt vertraut waren, obwohl das Schwimmen schon in der Antike als elementare Fähigkeit galt, die Kinder ebenso erlernen mussten wir das Schreiben und Lesen. Dennoch galt Schiffbruch in der Antike als gängiges Schicksal. Und nicht nur Fahrten über das offene Meer waren gefährlich – es gibt auch tückische Meerengen, wie die bei Chalkis zwischen der Insel Euböa und dem Festland.
Kein Wunder, dass auch die letzte Fahrt, die der Mensch der Antike antrat, eine Überfahrt mit einer Fähre war. Der Fährmann Charon, meist düster und sogar dämonisch dargestellt, brachte die Verstorbenen, die bestattet worden waren, über den Fluss des Todes zum Eingang des Hades, der Unterwelt. Unbestatteten verwehrte Charon die Überfahrt; sie mussten hundert Jahre lang am Ufer des Flusses als Schatten umherirren, bis er sie endlich hinüberbrachte. Die letzte Überfahrt war nicht kostenlos: benötigt wurde ein Obolus, eine Münze als Fährgeld. Deshalb wurde den Toten eine Münze unter die Zunge gelegt.
Bildliche Darstellungen zeigen Charon beim Staken über den Fluss. Stakhölzer, die heute noch im Gebrauch sind, zum Beispiel im Spreewald, sind vier bis sechs Meter lang.
Ich verlinke gern mal wieder zu einem meiner Lieblingsfilme "Kampf der Titanen" und zu der Szene, in der Perseus Charon herbeiruft.
Literatur:
Arvid Göttlicher: Fähren, Frachter, Fischerboote – Antike Kleinschiffe in Wort und Bild, BAR international Series 1922, 2009
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