Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Freitag, 29. März 2024
Der Ablauf eines antiken Gastmahles
Der Beginn der Hauptmahlzeit der Antike lag am späten Nachmittag, nach unserer Zeit gegen 17 Uhr. In den vornehmen Häusern Roms wurde regelmäßig in Gesellschaft gespeist – in der Stadt sowie auch in den Landhäusern. Denn gehobene Restaurants gab es in der Antike nicht. Es gab Imbisse, Tavernen, Kneipen – aber eben nichts, wohin man mit Gästen gut essen gehen konnte. Das entsprechende Personal zum Kochen und Servieren war aber in den Haushalten der Oberschicht zweifellos vorhanden. Das einfache Volk hatte in der Regel nicht einmal eine Kochgelegenheit im Haus – das war in Mietskasernen wegen der Brandgefahr sogar verboten. Und so erklärt es sich auch, warum hauptsächlich die einfachen Leute außer Haus essen gingen – und warum es da eher rustikal zuging.
Bei Einladungen wurde darauf geachtet, dass die Gäste zueinander passten. Es war durchaus üblich, dass ein geladener Gast noch spontan jemanden mitbrachte. Auf solchen „Zuwachs“ musste der Gastgeber eingestellt sein. Die alten Römer lagen beim Essen. In der Kaiserzeit gab es in Privathäusern auch Speisesäle, in denen 27-36 Personen Platz fanden, aber zuvor und eigentlich in der Regel waren beim Gastmahl nicht mehr als neun Personen anwesend. Und überwiegend waren es Männer, die miteinander bei Tisch lagen. Die Ehefrau des Gastgebers und die Kinder waren üblicherweise dabei. Entweder erhielten diese ein separates Sofa, oder sie saßen. Männer und Frauen gemischt beieinander liegend – das kam sicher auch vor, aber dort, wo es eher locker zuging. Die Speisesofas waren so angeordnet, dass alle einander zugewandt waren. Davor standen mehrere kleine Tische für die Speisen, aber so, dass auch bedient werden konnte. Die Gäste brachten meist auch eigene Sklaven mit. Die Speisesofas hatten zum Zentrum hin eine erhöhte Seite, und auf diese gestützt, mit einem Kissen unter dem linken Ellenbogen, lag man, so dass die Füße nach außen zeigten. Man fragt sich unwillkürlich, ob das bequem sein konnte und vor allem, wie man unter diesen Umständen mit dem Besteck umging. Es war sicher entspannt, so zu liegen und Besteck – gab es nicht. Das Essen wurde entsprechend zerteilt und dann nahm man es in die Hand. Soßen wurden mit etwas Brot aufgetunkt.
Zu Beginn wurden die Hände von Sklaven gewaschen. Dann wurde das Tischgebet gesprochen. Anschließend gab es einen Glühwein. Der erste Gang war nicht etwa eine Brühe oder Suppe, sondern oft waren es Eier. Auch der Nachtisch wich sehr von unseren Gepflogenheiten ab: es gab weder Eiscreme noch Sahnedessert oder Kuchen, sondern Obst, am liebsten Äpfel, sowie Käse und Nüsse.
Der Hauptgang bestand aus Fleisch, bevorzugt Schweinefleisch, aber auch Innereien, Pasteten, Fisch, natürlich auch Geflügel und Wild. Auf den Landgütern wurde gern darauf zurückgegriffen, was selbst gehalten oder gejagt werden konnte. In Rom war man auf das Angebot der Märkte angewiesen. Zu den Vorspeisen zählen eingelegtes Obst oder Gemüse, Gurke, Oliven, Artischocken, Pilze oder Salzfisch, auch Austern. Sogar Würste waren in der Antike bekannt.
Es war in der Antike, zumindest in der Oberschicht, nicht üblich, über das Essen zu sprechen. In den Pausen zwischen den Gängen wurde Wein serviert, es wurden Gespräche geführt, die sich nicht nur um Klatsch und Neuigkeiten drehte, um Wagenrennen und Gladiatorenspiele, sondern es wurde auch Bildung ausgetauscht und vertieft, und es wurde philosophiert. Aber es gab auch Unterhaltung in Form von Musik, es wurde vorgelesen, es gab akrobatische Aufführungen und sogar Theaterstücke und Ballett. Dass etwas vorgelesen wurde, war auch bei einfachen, kleinen Gesellschaften Standard.
Nach dem Nachtisch wurde den Hausgöttern geopfert, und am Ende des Gastmahls gab es mitunter auch kleine Geschenke. An das Mahl schloss sich oft noch eine fröhliche Runde an, die Männer trugen Kränze, hatten längst ein leichteres Tischgewand an (manchmal wechselte man mehrmals am Abend). Zum Symposion verließen Frauen und Kinder die Abendgesellschaft, und die Männer blieben unter sich. Wein wurde immer gemischt, mit Wasser oder auch Eis verdünnt, und auch dafür gab es geschulte Sklaven. Lange zogen sich die Abendgesellschaften aber nicht hin, weil, wir wissen es ja schon, der Tag früh begann, bei Sonnenaufgang. Freilich gab es Beispiele von ungeheurem Luxus, gerade in der frühen Kaiserzeit, und man denkt besonders an die maßlosen Kaiser wie Caligula und Nero, aber auch Vitellius beispielsweise galt als Vielfraß. Doch all das waren eher Ausnahmen als die Regel. Und seit den Flaviern mäßigte sich auch die Oberschicht, zu der die Kaiser zählten. Ich werde demnächst konkrete Beispiele bringen.
Literatur:
Theodor Birt: Aus dem Leben der Antike, Antike Gastmähler, Verllag Quelle & Meyer, Leipzig 1922
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