Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Samstag, 16. März 2024
Ein römischer Ruheständler
Titus Vestricius Spurinna war ein älterer, väterlicher Freund des jüngeren Plinius, sein Vorbild und Mentor. Er zählte zu den ersten Konsuln Kaiser Trajans und gehörte wohl zu den Senatoren, die sich bei Nerva für dessen Adoption einsetzten. Plinius beschreibt in einem seiner Briefe den Tagesablauf dieses sympathischen Herrn – er war 78 Jahre alt.
Ehrgeiz und Geschäftigkeit, so Plinius, seien in diesem Alter unangemessen. Spurinna blieb morgens etwas länger im Bett, etwa zur zweiten Stunde – acht Uhr – ging er drei Meilen zu Fuß, das sind ca. 4 ½ Kilometer. War er von Freunden begleitet, gab es Gespräche unterwegs, ansonsten ließ er sich vorlesen. Danach setzte er sich hin und ließ sich wieder vorlesen. Anschließend fuhr er mit seiner Frau und manchmal einem weiteren Begleiter ein Stück mit dem Wagen. Danach ging er meist ein paar Schritte zu Fuß, oft war er aber auch zuhause und widmete sich der Schriftstellerei. Er schrieb griechische und lateinische Gedichte. Gegen 14 Uhr im Sommer, 15 Uhr im Winter, war Zeit zum Baden. Bei Spurinna fiel die Mittagsruhe offenbar aus … Zuvor bewegte er sich, sofern es windstill war, nackt in der Sonne. Um sich fit zu halten, spielte er eine Runde Ball bei intensiver Bewegung. Nach dem Bad war nicht sofort Essenszeit, sondern noch einmal wurde etwas Heiteres, Leichtes vorgelesen. Wenn er Gäste hatte, war es diesen überlassen, sich ihm anzuschließen, oder etwas anderes zu tun. Das Abendessen beschloss dann den Tag.
Genauso wünschte sich auch Plinius der Jüngere den Ruhestand. Leider war es ihm nicht vergönnt, diesen zu erreichen. Er verstarb wahrscheinlich, während er Statthalter in Bithynien war.
Literatur:
Plinius der Jüngere, Briefe, III, 1, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4
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