Sonntag, 14. April 2024

So speisten die Kaiser

Ich beziehe mich hier auf einige Kaiser, die nicht durch ihre Exzesse berühmt – berüchtigt waren, sondern auf die Verantwortungsvollen, die – ja, das gab es – vorbildliche Staatsmänner waren. Man könnte meinen, langweilig, denn von den Verrücktheiten liest man doch am liebsten? Aber schon damals schätzten die Leute stabile Zeiten, gerade jetzt sehr gut nachvollziehbar.

Für Stabilität nach den Bürgerkriegen sorgte Augustus. Er speiste so, wie es sich gehörte: regelmäßig in Gesellschaft von Gästen, und diese Gesellschaft war standesgemäß: es waren Senatoren und wahrscheinlich auch Ritter anwesend. Sueton hebt hervor, dass er bis auf ein oder zwei Ausnahmen keinen Freigelassenen (ehemaligen Sklaven) einlud. Augustus vermied Prunk, er wohnte auch relativ bescheiden. Bei ihm wurden normalerweise drei und maximal sechs Gänge aufgetischt, der Aufwand war nicht übermäßig. Er kam öfter später als seine Gäste, aber sie durften beginnen, wenn er noch nicht anwesend war, und ebenso geschah es, dass er die Tafel verließ, als das Gastmahl noch nicht beendet war – dann durften seine Gäste länger verweilen. Er war ein freundlicher, zugänglicher Gastgeber und achtete darauf, dass sich alle Gäste gut unterhielten. Zur Unterhaltung wurde vorgelesen, Sänger und Schauspieler traten auf, aber auch Possenreißer und Wanderprediger (Philosophen bzw. Sophisten), letztere sollten wohl für ein gewisses Niveau bei den Tischgesprächen sorgen. Augustus aß relativ wenig und meist nur Hausmannskost: Brot, Sardellen, Käse und Feigen mochte er am liebsten. Er aß immer, wenn er Hunger oder Appetit hatte, auch unterwegs. Im Weingenuss war er ebenfalls mäßig: es wird berichtet, dass er während der Hauptmahlzeit mitunter nur dreimal trank, und nur, wenn er dem Genuss etwas mehr zusprach, sechsmal. Wenn das mäßig war, kann man sich ausrechnen, was diejenigen konsumierten, die nicht für ihr Maßhalten bekannt waren.

Den „Optimus Princeps“ Trajan lobte Plinius der Jüngere dafür, dass er seine Hauptmahlzeit an gemeinsamer Tafel einnahm und nicht schon am Vormittag eine üppige Privatmahlzeit genossen hatte. Im Panegyrikus grenzt Plinius Trajan gegenüber Domitian ab, bei dem das offenbar anders war. Auch wird erwähnt, dass der Kaiser selbst an Tischgesprächen teilnahm und dazu ermutigte. Trajans Tafel war nicht zu aufwändig, aber gerühmt wird die Freundlichkeit des Gastgebers – die Parallele zu Augustus ist deutlich.

Im sechsten Buch seiner Briefsammlung erzählt Plinius von einem Gastmahl bei Trajan während einer mehrtägigen Beratung auf einem seiner Landgüter. Die Teilnehmer wurden täglich zur Tafel geladen, die „bescheiden war, wenn man an einen Kaiser denkt“. Es gab Musik zur Unterhaltung und angenehme Gespräche, beim Abschied wurden allen Teilnehmern Geschenke überreicht.

Hadrian empfing seine Gäste, es ist nur von Senatoren die Rede, stehend. Bei Tisch trug eher entweder einen griechischen Mantel, Pallium, oder die Toga. Auch er achtete darauf, dass sich der Aufwand an seiner Tafel in Grenzen hielt. Um zu verhindern, dass sein Personal die Gäste ungleich behandelte, ließ er sich – wahrscheinlich stichprobenartig – Gerichte von allen Tischen, auch den letzten, servieren. Hadrian war gebildet und vielseitig interessiert, so dass es an interessanten Tischgesprächen und Gästen sicher nicht gefehlt hat.

Literatur:

Sueton, Augustus: Langenscheidtsche Bibliothek, Band 106, Langenscheidt Verlagsbuchhandlung, Berlin

Plinius der Jüngere: Panegyrikus, Herausgegeben und übersetzt von Werner Kühn, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1985, ISBN: 3-534-09220-1

Plinius der Jüngere, Sämtliche Briefe, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998, ISBN 3-15-059706-4

Historia Augusta I, "Hadrianus", Artemis Verlag, 1976, ISBN 3 7608 3568 6

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