Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Freitag, 31. Mai 2024
Das Gastmahl des Trimalchio
„Das Gastmahl des Trimalchio“ ist eine Episode aus einem satirischen Roman, dem Satyricon, als dessen Verfasser der Senator Petronius angenommen wird. Er hieß Titus Petronius und hatte zunächst keinen dritten Namen (cognomen), später wurde er Arbiter genannt: nach arbiter elegantiarum, d.h. Schiedsrichter in Geschmacksfragen. Gelebt hat er von ca. 14 bis 66. Er gehörte zu Kaiser Neros engen Freunden.
Petronius zählt auch zu den Hauptfiguren in „Quo vadis“, dem Roman von Heryk Sienkiewicz. Ich muss gestehen, dass mir die Szenen, in denen er auftrat, am besten gefielen. Petronius war dafür bekannt, tagsüber zu schlafen und nachts seinen Geschäften nachzugehen. Er schätzte den Müßiggang, galt aber als gebildet und – wie sein Beiname sagt, als jemand, der die feinen Genüsse bevorzugt, aber er war weder verschwenderisch, noch protzte er. Petronius war auch als Beamter erfolgreich: er verwaltete die Provinz Bithynien als Prokonsul und wurde auch Konsul, womit er das höchste Amt des Imperiums innehatte. Petronius galt als ebenso ehrlich wie schlagfertig.
Die sprichwörtlich römische Dekadenz aber zeigt Trimalchio, bei dem die Protagonisten des Romans zu Gast sind. Trimalchio ist ein Emporkömmling, ein Freigelassener, ehemaliger Sklave, dessen Abendmahl durch Protzerei, Geschmacklosigkeiten, peinliche Selbstinszenierung und schlechte Bildung des Gastgebers geprägt ist. Leider beherrsche ich Latein nicht so gut, dass ich Beispiele geben könnte, an welchen Stellen sich Trimalchio besonders vulgär und sprachlich falsch ausdrückt. Allein die Tatsache, dass er auf seine Bildung pocht, spricht für sich. Man kann sich vorstellen, dass es Petronius eine Herzenssache war, solch einen Typen lächerlich zu machen. Allerdings: das ist die Arroganz der Oberschicht.
Für unwahrscheinlich halte ich es, dass Petronius mit der Figur Trimalchio Kaiser Nero gemeint haben könnte. Denn Nero war kein Emporkömmling, sondern von höchst vornehmer Abstammung. Doch Per könnte auf Leute an Neros Hof angespielt haben. Unter Kaisern, die negative Berühmtheit erlangten, konnten Männer wie Trimalchio zu mehr Macht und Ansehen gelangen, als es sich gehörte. Kaiser wie Nero gaben sich meist am Anfang ihrer Herrschaft Mühe, die Erwartungen zu erfüllen, die in sie gesetzt wurden. Doch nach und nach nahmen sie davon Abstand und taten zunehmend, was sie wollten; sie umgaben sich nicht nur mit Senatoren und Rittern, sondern auch zwielichtigen Typen wie Trimalchio.
Die Helden des Satyrikon jedenfalls waren peinlich berührt von jenem Gastmahl. Beim Gastmahl sind auch Sklaven dabei und trinken den edelsten Wein, Falerner. Das Haus des Trimalchio ist mit Fresken geschmückt, die ihm auf alberne Weise huldigen. Die Pfosten des Speisesaals sind mit Beilen und Rutenbündeln geschmückt, darunter befinden sich bronzene Schiffsschnäbel – Insignien der hohen Beamten und Symbole, die auf dem Forum zu finden sind. Eine Inschrift zu Ehren des Trimalchio wurde ihm von seinem Kassierer gewidmet – es ist alles deplatziert.
Die Gerichte, die Trimalchio auftischen lässt, wirken seltsam, um Originalität bemüht, aber skurril. Die Sklaven waschen den Gästen die Hände mit Wein, nicht mit Wasser. Der Gastgeber meint zu seinen Gästen: „Gestern hatte ich keinen so guten Wein, und dabei hatte ich feinere Gäste.“ Aussprüche dieser Art gehören auch nicht unbedingt zur gelungenen Konversation.
Nach dem Gang zur Toilette „unterhält“ Trimalchio seine Gäste mit Details über seine Verdauungsprobleme. Das Ende das Gastmahles lässt er wie seine eigene Trauerfeier inszenieren, samt Blasmusik, die so laut wurde, dass die Feuerwehr anrückte und anfingen, „mit Wasser und Beilen zu wirtschaften“. Die Gäste machten sich auf und davon.
Ich betone hier noch einmal, dass es sich um Satire handelt. Das war nicht die Normalität im alten Rom! Leider war es Petronius nicht vergönnt, die Herrschaft Neros zu überleben. Wahrscheinlich gelang es seinem Feind, dem Prätorianerpräfekten Tigellinus, ihn im Zusammenhang mit der Pisonischen Verschwörung beim Kaiser zu denunzieren. Petronius kam seiner Verurteilung durch Suizid zuvor. Er hinterließ eine Liste mit Neros Lastern und Untaten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen