Projektrecherchen über das Römische Imperium und seine Nachbarn, Persönlichkeiten und Gesellschaft
Montag, 20. Mai 2024
Einkäufe
Bevor abends aufgetischt werden konnte, musste eingekauft werden. Das geschah in den Vormittagsstunden auf den Märkten Roms: dem Fischmarkt, dem Gemüsemarkt, dem Fleischmarkt. Am Tiberkai legten Schiffe an, die Waren vom Hafen Ostia brachten. Den Handelshafen Roms hatte Kaiser Claudius anlegen lassen, damit Importe aus ganz Europa und darüber hinaus in die Stadt gelangen konnten.
Nicht nur Luxuswaren, sondern auch Getreide musste importiert werden. Ägypten war die Kornkammer Roms, und die Versorgung der Stadt war so bedeutend, dass sie höchste politische Priorität hatte. Augustus hat erstmalig Ägypten durch einen Ritter (Präfekten) verwalten lassen, um niemanden dort einsetzen zu müssen, der auf Grund seines (senatorischen) Ranges hätte usurpieren können.
Getreide wurde zu Brot bzw. zu Fladenbrot verarbeitet – sogar Soldaten empfingen ihre Rationen ungemahlen und verarbeiteten sie mit Handmühlen zu Schrot. Getreideschrot, aus dem man Brei kochte oder den man in einen Eintopf gab, zusammen mit Gemüse, etwas Speck und manchmal Käse, sehr selten Fleisch – das war die Hauptspeise der römischen Armee und wohl auch der Gladiatoren. Auch die einfache Bevölkerung wird kaum anders gelebt haben.
Aber auch die Oberschicht versuchte, ihren Bedarf hauptsächlich aus eigenen Landgütern zu decken. Dort gab es Obstbäume und Gemüsebeete, es wurde Vieh gehalten, aber auch die Fasanenzucht gelangte nach Italien, selbst Pfauen und anderes Geflügel wurde zum Verzehr gehalten. Bei den Landgütern am Meer wurden Fische und Austern in Buchten bzw. Becken gezüchtet. Der Fischmarkt in Rom soll der belebteste und interessanteste gewesen sein. Die Universalwürze, gewissermaßen der Ketchup der alten Römer war Garum, eine Soße aus eingesalzenen und fermentierten Fischen.
Es gab auch in der Oberschicht immer wieder Bestrebungen, den Luxus einzudämmen, Maß zu halten – Augustus beispielsweise speiste sehr einfach. Aber es ging eben auch anders. Aus Spanien wurden Wein, Öl und Honig importiert, aus Gallien kamen das beste Schweinefleisch und guter Schinken, aus Afrika kamen Feigen, Perlhühner und Artischocken. Aus Ägypten bezog man die besten Datteln, Flamingos und Majoran. Aus Naxos kamen die besten Mandeln, aus Damaskus Pflaumen. Aus dem fernen Indien wurden Pfeffer, Zimt, Kardamom und Ingwer importiert, letzterer wurde besonders zur Herstellung von Würsten verwendet. Reis hingegen war vor allem als Diät bekannt. Zitrusfrüchte kamen erst im Mittelalter nach Europa, aber die Römer kultivierten Obstsorten wie die Kirsche erstmals in Italien – später kamen diese Sorten sogar zu uns in den Norden. Die alten Römer züchteten mit Vorliebe Tauben, natürlich zum Verzehr, außerdem Schnecken, und neben diversem Gemüse auch Gewürze. Kaiser Tiberius hatte eine Vorliebe für Gurken und ließ sie in transportablen Treibhäusern anbauen.
Direkt neben seinem Forum, dem größten im alten Rom, ließ Kaiser Trajan Märkte errichten, einen Komplex von Geschäftshäusern, Läden – aufgrund ihrer repräsentativen Lage vermutlich für gehobene Bedürfnisse – und überdachte Märkte, die schon unseren heutigen Markthallen ähnelten. Damit zeigte er, dass ihm nicht nur die Präsentation der militärischen Erfolge und das zivile öffentliche Leben auf dem Forum wichtig waren, sondern auch die Versorgung der Bevölkerung mit Waren. Auch der Ausbau eines zweiten Hafenbeckens bei Ostia und Schaffung eines Kanalsystems zum Tiber waren Ausdruck seiner Sorge um die Bevölkerung. Der römische Kaiser war als Landesvater direkt für das Volk da.
Literatur:
Theodor Birt: Aus dem Leben der Antike, Antike Gastmähler, Verllag Quelle & Meyer, Leipzig 1922
Heiner Knell: "Kaiser Trajan als Bauherr", WGB (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) Darmstadt, 2010, ISBN 978-3-534-23659-6
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